Koch mit Leib und Seele, Fliege und Charme

Gekocht hat er an unzähligen Orten auf der Welt, Könige und ­Prominente begeistert er mit seinen Kreationen, Jungköche sehen zu ihm auf – Anton Mosimann ist Starkoch der ersten Stunde und begeistert mit seiner «Mosimann Collection».

Anton Mosimann wurde 1947 in Solothurn geboren und kam schon von Kindesbeinen an mit der Gastronomie in Kontakt, da seine Eltern selbst Wirtsleute waren. So ist es kein Wunder, dass er ebenfalls den Entschluss fasste, Koch zu werden. Seine Kochlehre absolvierte er im Restaurant Bären in Twann und arbeitete danach in den verschiedensten Restaurants auf der ganzen Welt. An der Weltausstellung Expo ’70 in Osaka war Mosimann Chef der Schweizer Küchenbrigade, was ihn nachhaltig präg­te. Fünf Jahre später ging er nach Grossbritannien, wurde im Dor­chester Hotel in London Chefkoch, das er zu zwei Michelin-Sternen führte und er­­öffnete über zehn Jahre später das «Mosimann’s». 2004 wurde er von Queen Eli­zabeth II. mit dem Order of the British Empire geadelt, für seine Verdienste um die britische Gastronomie. 

Den Löffel schwingend
Anton Mosimann entwickelte während seiner Zeit im «Dorchester» auch seine Cuisine Naturelle, inspiriert von der ja­­panischen Küche und basierend auf der Philosophie, dass gutes Essen auch gut für den Körper sein kann – sein vielleicht grösstes Geschenk für und an die kulinarischen Künste. Die Cuisine Naturelle setzt auf leich­­te, frische und gesunde Zutaten, ohne Butter, Sahne oder Alkohol und verwendet eine geringe Menge an Salz und Zucker.

Er demonstriert eine wahre Verbindung zwischen der Spitzenküche und der Promi-Branche. Er gilt als der Vater aller Fernsehköche und revolutionierte die britische Küche. Im Jahr 1985 hatte Mosimann seinen ersten bedeutsamen Fernsehauftritt in Grossbritannien – «Anton goes to Sheffield». Das Programm wurde in der Öffentlichkeit als Referenzprogramm für seine Funktion bei der Entwicklung einer «neuen Welle von Star­köchen» bezeichnet. Nach weiteren Auftritten gehörte er zu den «ikonischen» Köchen des Landes. Mosimann wurde sozusagen über Nacht zum Koch der Stars, der Reichen und Schönen. So bekochte er mehr als vierzig Jahre lang das britische Königshaus, er bezeichnet dies als Herausforderung und Ehre zu­­gleich. 2011 kochte er das Menü für die Hochzeit von William Mountbatten-Windsor und Catherine Middleton. Mehrere ­US-Präsidenten, britische Premier­minis-ter und viele andere Staatsoberhäupter und Prominente zählen zudem ebenfalls zu seinen Gästen.

Mosimann blickt dankbar und mit Freude auf seine Karriere zurück. Und gibt diese Freude an Jungköche weiter. Über 1000 jun­­­ge Köche bildete er aus und motivierte sie für den Beruf. Der Austausch sei ihm wichtig. Man müsse immer voll dabei sein, leidenschaftlich und engagiert. Köche würden mit ihrer Kreativität und dem gu­­ten Essen Gäste befriedigen. Nur wer mit Freude bei der Arbeit sei, empfände Glück und strahle es aus, meint er. Ein guter Koch begeistere, motiviere, inspiriere, und sei immer bereit, Neues zu versuchen.

Er bezeichnet sein Berufsleben als «eine ein­zige fantastische Reise als Koch, Unternehmer und Arbeitgeber». Trotz seines Er­­folgs ist er auf dem Boden geblieben und immer noch ein empathischer, liebenswürdiger Mensch und vollkommener Gentleman.

Mosimann Collection – ein Koch als begnadeter Sammler
Doch nach über 60 Jahren in der Gastro­nomie ist er nun etwas kürzer getreten; die Geschäftsleitung des «Mosimann’s» in London hat er an seine Söhne übergeben. Nun erfreut er sich an seinen Interessen und Hobbys. Eines davon ist das Museum am César Ritz College in Le Bouveret am Genfersee, «The Mosimann Collection – A culinary heritage», in dem eine Sammlung von kulinarischen Artefakten, rund 6000 Kochbücher und -utensilien, Menükarten sowie 265 private Schwarz-Weiss-Fotografien von Prominenten und seine gewonnenen Zertifikate und Goldmedaillen, ausgestellt ist. Die Fotografien zeigen ihn zum Beispiel mit dem früheren Präsidenten der USA, Bill Clinton, mit der Boxerlegende Muhammed Ali oder mit Rockstars wie Paul McCartney.

«The Mosimann Collection» dient nicht nur als Präsentation der eigenen Persönlichkeit, sondern bietet auch einen Einblick in die kulinarische Geschichte Europas und soll als Inspirationsquelle dienen. In den Vitrinen kann man unter anderem das ursprüngliche Menü für das Festessen zur deutschen Einigung, zu dem Kaiser Wilhelm I. 1871 eingeladen hatte, oder die Speisekarte für die Krönung von Zar ­Niklaus II. von 1896 betrachten. Es gibt auch das grösste handgeschriebene Kochbuch der Welt aus dem Jahr 1733, das von Papst Pius V. geschrieben wurde sowie das erste auf Deutsch gedruckte Kochbuch. Es wird angenommen, dass es sich um die grösste private Sammlung dieser Art handelt. Mosimann möchte, dass andere von seiner Sammlung profitieren. Die Ausstellung soll für Studierende ein Ort der Entdeckung und Inspiration sein. Das Ziel ist, jungen Köchen zu demonstrieren, was sie in ihrem Beruf und im Leben erreichen können. Lernen, Freude haben, entdecken und staunen – ein bedeutender, umfassender und intimer Einblick in das kulinarische Erbe und das Leben von Anton Mosimann.

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